Die Piussäule
„Wir haben hier, wie wohl überall, mit Freudenfeuern, Böllerschießen, Feuerwerk, Fackeln, Festliedern, Reden und tausendstimmigen Hochs das Jubiläum Seiner Heiligkeit Pius IX. gefeiert“,...
…so schreiben die „Neuen Volksblätter“ vom 23. Juni 1871. Gefeiert wurde das 25-jährige Amtsjubiläum des Papstes Pius IX. Diese Feier war übrigens nicht nur ein Zeichen dafür, wie fromm die Wallenhorster seinerzeit waren, sondern gleichzeitig eine nicht ganz unpolitische Demonstration. Bismarck war geradezu verschrien als strikter preußischer Protestant, und sein neu gegründetes Deutsches Kaiserreich schickte sich an, den Einfluss der Kirchen auf das öffentliche Leben zu beschränken. Später sollte man die Auseinandersetzung zwischen Staat und katholischer Kirche als „Kulturkampf“ bezeichnen.
Aber zurück nach Wallenhorst: Während der Feier zu Ehren des Papstes wurde beschlossen, eine hohe Säule mit einer Marienstatue zu errichten, gewissermaßen als Verfestigung der Ehrerbietung gegenüber dem Papst. Auch das wiederum ein Statement in einer Zeit, in der die Denkmalskultur in erster Linie national geprägt war. Das Grundstück stellte Bauer Clausing aus Hollage. Der Standort war nicht schlecht gewählt, denn die Säule wurde ziemlich genau in die Mitte des alten Kirchspiels Wallenhorst gepflanzt. Außerdem hat der Hollager Berg hier seinen höchsten Punkt, was allerdings durch die heutige Bebauung nicht mehr so deutlich wird. Das Standbild selbst wurde durch Spenden finanziert. Insgesamt gab es 1891 Spender, deren Namen in einem Bleikästchen in den Sockel eingelassen wurden. Der Bildhauer Heinrich Seling gestaltete aus Ibbenbürener Sandstein eine Säule mit einer Höhe von genau 25 Fuß – gemäß der Anzahl der Ponifikatsjahre Pius IX. Gekrönt wurde die Säule von einer Madonnenstatue mit andächtig gefalteten Händen.
Übrigens war der Bischof in Osnabrück zunächst nicht sonderlich begeistert von der Idee, eine Piussäule zu errichten. Eigentlich hätte er das Geld lieber verwendet, um die neue Alexanderkirche in Wallenhorst standesgemäß herzurichten. Außerdem fürchtete er Vandalismus. Unbegründet war die Sorge nicht, denn das Relief mit dem Antlitz Pius IX. wurde nach kurzer Zeit aus dem Sockel herausgebrochen. Auch das wird ein politisches Statement gewesen sein, nur diesmal von der Gegenseite!
Eigentümer der Piussäule ist heute die Kirchengemeinde Wallenhorst. Allerdings beteiligt sich die Kirchengemeinde Hollage regelmäßig an den Erhaltungsmaßnahmen.
Im Mittelpunkt steht die Mariensäule seit mehreren Jahren im Dezember zum Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Im Rahmen einer Lichterprozession treffen sich dann hier die Gläubigen aus Wallenhorst und Hollage zu einer Marienfeier.