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Die Schwarzkreidegrube in Vehrte

Aber bitte! Doch nicht alles auf einmal: Dinosaurier, Vulkane, Schuhcreme und der Teufel. Eins nach dem anderen!...

…Also, damit das zumindest klar ist: Mit Schulkreide hat unsere Schwarzkreide natürlich gar nichts zu tun. Die Gemeinsamkeit ist lediglich, dass beides färbt. Das können sie selber feststellen, wenn sie einmal mit den Fingern an dem Gestein entlanggehen. Sehen Sie? Schön schwarz, nicht? Das würde sich sicher gut im Gesicht ihrer Begleitung machen. Finden Sie nicht auch? Aber erst die Arbeit und dann das Vergnügen.

Also, damit Sie´s wissen: Mit dieser Farbe hat man bis in die 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts alles eingefärbt, was schwarz pigmentiert werden musste, von der Schuhcreme bis zur Wandfarbe. Über 100 Jahre hat man hier dieses Färbemittel abgebaut, das es so auf der Welt nirgendwo sonst gibt. Jetzt glauben Sie sicher: Na, der nimmt den Mund aber ganz schön voll! Aber nein, tut er nicht, denn nur hier bot die Geologie die Voraussetzung dafür.

Es ist eine solche Ewigkeit her, dass Sie und ich uns gar keine echte Vorstellung davon machen können: 170 Millionen Jahre! Es war eine urzeitliche Welt, in der die Dinosaurier gerade erst ihren Siegeszug antraten. Zu dieser Zeit erstreckte sich über weite Teile dessen, was heute Deutschland ist, ein flaches Meer. Auf dessen Grund sammelten sich nach und nach Schichten von abgestorbenem Leben, das meiste davon Plankton, Algen und Bakterien. In dem sauerstoffarmen Milieu zersetzte sich die Biomasse jedoch nicht, sondern bildete einen fauligen Schlamm, der sich über Jahrhunderttausende zu einer mächtigen Schicht auftürmte und schließlich versteinerte. Auch in Süddeutschland gibt es solche Tonsteinvorkommen, die besonders wegen beeindruckender Fossilienfunde, wie z.B. das vollständige Skelett eines Meeresdinosauriers, bekannt sind.

Die Geschichte unserer Tonsteinschicht ist jedoch noch nicht zu Ende. Vor etwa 100 Millionen Jahren entging unsere Gegend knapp einer erderschütternden Katastrophe. Ein gewaltiger Magmapfropfen arbeitete sich durch Risse in den tiefen Gesteinsschichten nach oben. Glücklicherweise war seine Reise 5 km unter der Erdoberfläche beendet und er erkaltete. Ein solches Phänomen nennen Geologen einen Pluton, und da sein Zentrum unter der Stadt Bramsche liegt, heißt er sinnigerweise Bramscher Pluton. Nur um sich einmal seine Ausmaße vor Augen zu führen: Er reicht von der Ems im Westen bis östlich von der Porta Westfalica. Das wäre ein Monstervulkan geworden!

Er selbst muss uns kein Kopfzerbrechen mehr bereiten, aber sein Auftreten blieb nicht ohne Folgen. In unserer Tonsteinschicht wurde durch die Hitze des Magmas ein Großteil des ursprünglich organischen Materials in Kohle verwandelt, daher die Färbung!

Da erodierte Schwarzerde früher manchmal das Wasser des nahegelegenen Baches einfärbte, meinten die Leute, es gehe mit dem Teufel zu. Deswegen hieß er auch zeitweise „Teufelsbach“, passend zu den anderen Hinterlassenschaften des Gottseibeiuns hier in der Umgebung, nämlich dem Teigtrog und Backofen des Teufels oder dem Süntelstein.

 

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